Generierte Bilder spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle – gerade die Frage „ist das jetzt KI oder ist das echt?“ drängt sich immer wieder auf. Doch was genau zeigen generierte Bilder überhaupt, wenn sie in ihrer Entstehung keinen Bezug zu dem Gezeigten haben? Dazu muss man sich zunächst dem Gedanken öffnen, dass generierte Bilder letztlich keine Fotografie im klassischen Sinne mehr sind – oder doch?
Blickt man einige Jahrzehnte zurück, so stellt man fest, dass die Fotografie als Nachfolgerin der Malerei zunächst direkt mit ihrer Umwelt interagierte. In der analogen Fotografie materialisiert sich ein Moment in Form von Licht, das mit Chemie reagiert: Jedes Negativ war am Ort des Geschehens, das Objektiv der Kamera hat gesehen, Licht und Schatten wurden konserviert. In der Digitalfotografie ist das Ganze etwas abstrakter, da das Medium Film durch einen Sensor ersetzt wurde: Licht, Farben, Objekte werden zu Signalen aus denen ein Bild entsteht. Es wird nicht mehr konkret abgebildet, sondern erzeugt.
Zurück zu den generierten Bildern, stellt man fest, dass der Ort sowie der Moment und letztlich auch die Kamera durch einen Prompt ersetzt wird – ein Text der beschreibt was der KI-Nutzer visualisieren möchte. Was dann passiert, steht im deutlichen Kontrast zu den zuvor beschriebenen Verfahren: Eine KI, die mit Milliarden von Bildern aus Archiven, Plattformen und Repositorien trainiert wurde, versucht aus diesen Bildfragmenten ein neues Bild zu generieren – zusammengesetzt aus erlernten Wahrscheinlichkeiten, die dem Prompt entsprechen könnten. Die Grundlage ist also nicht mehr das Gesehene, sondern die Rekombination von Fragmenten, die zu einer Anmutung geformt wird.
Geht man zuletzt der Frage nach, was im Trainingsmaterial enthalten ist, stellt man fest, dass alles auftauchen kann, was online zirkuliert: Produktbilder, Urlaubsfotos, Selfies, Kunstwerke, Röntgenbilder, Pornografie. Nichts ist zu belanglos oder zu kritisch, um nicht als Fragment Teil eines Modells zu werden. Am Ende erzeugt die KI aus dem Rauschen vergangener Momente neue Bilder, als wären sie gesehen worden.
Der Weg durch eben diesen Prozess ist der Kern der Arbeit, in der die gezeigten Bilder aus einem Zwischenschritt der Bildgenerierung entstehen. Das Rauschen besteht somit aus Fragmenten dessen, was wenig später zu einem Bild werden könnte. Man sieht weder Erzählungen noch Realität, sondern Spuren, Strukturen und all das was wir meinen zu erkennen, wenn wir lange genug in den Bildern suchen. Ein Zustand vor dem Bild.